Johan Andreas der Mouw
1863 - 1919 Niederlande
ZaunköniG
So zierlich,
schüchtern, wie dies Mädchen ist, -
Ein Kind! und doppelt schön, denn sie ist blond.
Sie hält - dank Muttern - auch den Geist gesund,
da sie auf ihren Rat hin Bücher liest.
Sie wird verlegen, wenn ein Herr sie grüßt,
hat Angst, sein Boxer und ihr Schäferhund,
die könnten, - irgendwie - hier auf dem Grund -
nein also! So ein widerliches Biest!
Untreue kann ihr gar nicht recht gefallen
und Heine in der herrlichste von allen.
Ja doppelt neidisch, haßt sie die Kokotte,
Sie schärmt für Don Juan, lacht über Don Quijote:
Als Artemis, scheint es, belauert nur
dämonisch, lechzend sie la bête d'amour.
Dies
blonde Kind spielt feierlich Klavier,
wie in der Kirche. Kerzen. So als wacht
vergangnes Blau im
Nebel auf und trachtet
zum lichten Kreis, fort aus dem Jetzt und
Hier.
Von fern spür ich, hör ich die Stücke an,
wie selig Mozarts Kinderglaube lacht,
wie in bereiften Gräsern, raschelnd sacht
das Mondlicht funkelnd wirft die Silberbahn.
Fromm scheint mein Kindchen nach dem Blatt zu
schielen -
als ob ich plötzlich das Gesuchte finde,
als ob da meine Mutter saß zu spielen
und ich lausch selber als geliebtes Kind.
Ich sehe nun, durch diese alte Weise
die Mutter jung, mein Kind jedoch als greise.
Nacht ist auf der Heide und kein Laut.
Hoch über mir steht, klarer als Kristall
der alte Berggott, der in seiner Halle
mit einer Kuppel Stille mich umbaut.
da hör ich eine Flöte Tunnel bohren
von ferne schrill. Mein Berg kracht überall.
Ein spitzer Ton hackt sich ein Loch, erst schmal
der Spalt, und stößt zuletzt an meine Ohren.
Ich hör das Blut in meinen Schläfen rauschen -
Nein: Das Herz der Erde pochend spricht,
als ob ein Gott es aus der Starre weckt.
Ich schließe meine Augen um zu lauschen,
doch hindert mich daran das Sternenlicht,
das sickernd durch die feinsten Spalten leckt.